
Unterirdisch
Im Schweizer AKW Lucens kommt es schon 1969 zur Kernschmelze – zum Glück tief im Berg.
Zwei Jahre dauerte die Testphase, drei Monate Wartung folgten, dann, am 21. Januar 1969, sollte das Schweizer AKW Lucens endlich in den Regelbetrieb gehen. Doch unbemerkt eingedrungenes Wasser hatte Brennstabhüllen korrodiert und Kühlkanäle verstopft.
Kurz nach 17 Uhr erschüttert ein Knall die Anlage nordöstlich von Lausanne. Zwei Explosionen schleudern mehr als 1.100 Kilogramm mit strahlendem Tritium versetztes Schwerwasser, mehrere hundert Grad heißes geschmolzenes Uran und radioaktiv kontaminiertes Kühlgas umher. Obwohl der Reaktor, 200-mal kleiner als heutige AKW, in einer Felskaverne tief im Berg steht, gelangt ein Teil der radioaktiven Stoffe ins Freie.
Die Behörden bezeichnen Kernschmelze und Totalschaden des Reaktors zunächst als harmlosen «Zwischenfall». Inzwischen sind sie offiziell als «ernster Unfall» klassifiziert. «1969 schrammte die Schweiz knapp an einer Katastrophe vorbei», urteilt 40 Jahre später der Schweizer Energieminister Moritz Leuenberger. Bis heute dringt in Lucens Radioaktivität aus dem Berg.
Versuchsatomkraftwerk Lucens – Dossier
Artikelsammlung und Videointerviews der Schweizer Atomaufsichtsbehörde ENSI zum Kernschmelz-Unfall im AKW Lucens 1969 (Eidgenössisches Nuklearinspektorat ENSI, 2012/2014)
Ausführlicher Wikipedia-Artikel zum Schweizer Versuchsatomkraftwerk Lucens und dessen Kernschmelzunfall am 21. Januar 1969 (Wikipedia, abgerufen 2019)
Dissertation: «Die schweizerische Entwicklung der Atomtechnologie 1945- 1969 (Tobias Wildi, Historiker, 2003)
Dokumentarfilm über das Schweizer AKW Lucens und den dortigen Atomunfall am 21. Januar 1969 (3sat, 2013)
Als in der Schweiz ein Atomreaktor explodierte
Artikel des Atomkraft-Historikers Michael Fischer über den Kernschmelzunfall im Schweizer AKW Lucens 1969 (2019)
Serie Lucens: Ausführliche Analyse des Unfalls
Darstellung des Unfallablaufs 1969 im AKW Lucens (Eidgenössisches Nuklarsicherheitsinspektorat ENSI, 2012)